"Bei uns heißt sie Hanka"
In dem Dokumentarfilm "Bei uns heißt sie Hanka" sucht Regisseurin Grit Lemke nach ihrer sorbischen Identität. Die Regisseurin hat selbst sorbische Wurzeln. So entstand kein folkloristisches Klischeebild, sondern eine authentische Innenansicht mit vielen Facetten. Der Film lief u.a. schon beim Filmfestival DOK Leipzig im Deutschen Wettbewerb.
Nach "Gundermann Revier" (2019) und ihrem vielbeachteten dokumentarischen Roman "Kinder von Hoy. Freiheit, Glück und Terror" (2021) kehrt Grit Lemke damit zurück an den Ort ihrer Kindheit, in die Lausitz. Es geht um die vielen Facetten einer Volksgruppe, die diesen Landstrich einst besiedelte, aber politisch wie kulturell kaum repräsentiert ist.
"DIE Sorben gibt es nicht – genauso wenig wie es DIE Deutschen gibt", stellt der sorbische Schriftsteller Jurij Koch klar, der inzwischen 87 Jahre alt ist und schon in DEFA-Filmen über die Lausitz zu sehen war. Ein Dilemma, das gleich zu Beginn von Lemkes Dreharbeiten stand: Wie soll man einen Film über ein Volk machen? Noch dazu über eines ohne Territorium, das unterdrückt, germanisiert und schließlich musealisiert wurde?
Viele der sorbischen Dörfer verschwanden im Tagebau. Es verschwanden Traditionen, lebendige Kultur und sorbisches Selbstbewusstsein. Lange Zeit wollten viele Sorben oder Wenden lieber Deutsche sein – aus guten Gründen.
Es sollte kein folkloristisches Bild entstehen
Für die Regisseurin war gleich klar, dass sie mit einem persönlichen Ton herangehen muss. "Ich erzähle ja grundsätzlich nur Geschichten, die irgendwas mit mir zu tun haben", beschrieb sie bei MDR KULTUR ihren Ansatz.
Sie berichtete von der großen Herausforderung, sorbische Trachten und Tänze als Teil der Identität zeigen zu müssen, aber gleichzeitig nicht in die Falle zu tappen, ein folkloristisches Bild zu zeichnen. Eine Gratwanderung, die ihr schließlich gelungen ist.